Nachdem wir im ersten Teil meiner kleinen Serie den Nutzen und einige Grundlagen von Smart-Sammlungen kennengelernt haben, geht es nun darum, nach welchen Kriterien man eine Smart-Sammlung zusammenstellen kann und was dabei zu beachten ist.
Im dritten Teil wird es dann um komplexe Smart-Sammlungen gehen.
Für eine Smart-Sammlung musst Du die Kriterien, die Du im Kopf hast, in eine relativ formale Sprache übersetzen, mit der eine Abfrage in der LRC-Datenbank gestartet wird. Adobe hat sich viel Mühe gegeben, die Abfragesprache so nahe wie möglich an der Alltagsprache zu halten, aber ein bisschen Umdenken ist an der einen oder anderen Stelle doch erforderlich.
Ein Beispiel: „Alle Bilder, die ganz OK oder besser sind“ muss in eine Anzahl von Bewertungssternen übersetzt werden, z.B. „mindestens zwei Sterne“. Leider ist „mindestens“ ein Wort, das im Wortschatz von LRC nicht vorkommt, so dass ein weiterer „Übersetzungsschritt“ erforderlich ist: „Bewertung ist größer oder gleich 2 Sterne“ ist ein Ausdruck, den LRC versteht.
Noch ein Beispiel: „Bewertung zwischen zwei und vier Sternen“ würdest Du für LRC wie folgt übersetzen: „Bewertung liegt im Bereich 2 Sterne bis 4 Sterne“.

Diese Abfrageausdrücke werden in LRC „Regeln“ genannt und mithilfe von Dropdowns oder ähnlichen Bedienelementen zusammengestellt. LRC hilft uns bei der Erstellung, indem es nur technisch sinnvolle Regeln ermöglicht. Deshalb gibt es bei der Sterne-Bewertung unter anderem die Option „ist größer als“, bei Farben aber nicht – „Beschriftungsfarbe ist größer als Rot“ wäre eine sinnlose Regel und wird deshalb gar nicht erst angeboten.

Die Informationen, nach denen man suchen kann, sind einigermaßen übersichtlich in Kategorien geordnet. Dabei ist etwas gewöhnungsbedürftig, dass manche Kriterien sofort ausgewählt werden können (z.B. die Bewertung mit Sternen), andere erst ein Untermenü öffnen, in dem Du dann das eigentliche Kriterium auswählst (z.B. die Datenquelle, aber auch Datums- und Kamerainformationen).

Verknüpfung von Regeln
Normalerweise wirst Du nicht nur nach einem Kriterium suchen, sondern nach mehreren, die in irgendeiner Weise miteinander verknüpft sind.
Etwas unscheinbar findet sich oben im Dialogfeld dafür ein Feld, mit der Du die Verknüpfung der Regeln definierst. Standardmäßig ist „jede“ aktiviert, Du kannst aber auch bestimmen, dass „mindestens eine“ oder „keine“ Regel erfüllt sein soll.

In dem Beispiel würde eine Verknüpfung mit „jeder“ jedes Bild finden, das mit zwei Sternen bewertet ist und eine gelbe Farbmarkierung hat. Eine Verknüpfung mit „mindestens eine“ würde Bilder finden, die zwei Sterne haben oder gelb markiert sind (also alle Bilder mit zwei Sternen, alle Bilder mit gelber Markierung, sowie alle Bilder mit beiden Merkmalen).
Eine Suche, mit der man Bilder findet, die „keiner der folgenden Regeln“ entspricht, wirkt auf den ersten Blick absurd. Sie stellt aber eine schnelle und einfache Möglichkeit dar, eine Smart-Sammlung mit vielen Kriterien in ihr Gegenteil zu verkehren. Du könntest z.B. eine Smart-Sammlung erstellen mit Bildern, die in einer bestimmten Stadt entstanden sind, in einem bestimmten Zeitraum mit einer bestimmten Kamera und einem bestimmten Objektiv aufgenommen wurden und eine bestimmte Sternebewertung haben usw. – und dann mit einer „keine“-Verknüpfung mit einem Klick alle Bilder finden, die diesen Kriterien eben nicht entsprechen.
LRC erlaubt zwar keine sinnlosen Regeln, wohl aber sinnlose Regelkombinationen. Du kannst ohne Weiteres zwei Regeln bilden, die sich widersprechen und sie trotzdem mit „jede“ verknüpfen, wie in dem folgenden Beispiel gezeigt. Das Ergebnis ist dann eine leere Sammlung, da es kein Foto geben kann, das eine rote und eine gelbe Farbmarkierung hat – es kann nur eine geben!

So richtig kompliziert wird es, wenn Du manche Kriterien mit „und“, andere Kriterien mit „oder“ verknüpfen möchtest. Darauf gehe ich in einem eigenen Beitrag ein.
Ein Beispiel aus dem wirklichen Leben
Die bisherigen Beispiele waren nur Fingerübungen, denn im wirklichen Leben ist alles natürlich ein bisschen komplexer.
Ich erinnere noch einmal daran: Der genaue Aufbau einer Smart-Sammlung hängt davon ab, welche Informationen zu den Bildern vorhanden sind und was sie „bedeuten“. Bei mir zum Beispiel beschreibt die Farbmarkierung den Arbeitsfortschritt: Bilder ohne Farbmarkierung sind noch gar nicht bearbeitet, gelb markierte sind in Arbeit und grün markierte sind für’s Erste fertig. Mit Sternen bewerte ich, wie zufrieden ich mit einem Foto bin. Außerdem speichere ich bei Landschafts- und Urlaubsfotos immer die GPS-Koordinaten mit und lasse mir von LRC den passenden Ort dazu vorschlagen. Das Aufnahmedatum wird sowieso gespeichert.
Damit kann ich relativ komplexe Regeln für Smart-Sammlungen bilden, die mir nach dem Anfangsaufwand sozusagen auf Knopfdruck beispielsweise alle Bilder aus dem letzten Urlaub liefern, die ich auf den ersten Blick ganz OK fand, aber noch nicht fertig bearbeitet habe.
Ich speichere noch viel mehr Informationen, aber für das Verständnis von Smart-Sammlungen konzentrieren wir uns auf wenige. Etwas weiter unten komme ich noch einmal auf die Einschränkungen von Smart-Sammlungen und Metadaten in LRC zu sprechen.
Es ist sehr sinnvoll, innerhalb von LRC möglichst viele Informationen über Bilder vorzuhalten. Genauso sinnvoll ist es, sie beim Export aus LRC automatisch fast komplett zu entfernen.
Zurück zum Beispiel. Ich übersetzte die Anforderung in die LRC-Abfragesprache und baue mir folgende Smart-Sammlung zusammen:

Wenn sich herausstellt, dass das eine oder andere Bild doch nicht so toll war, reduziere ich die Bewertung auf einen Stern und damit verschwindet es aus der Smart-Sammlung. Wenn ich ein neues Lieblingsbild entdecke, bewerte ich es höher – und es bleibt in der Smart-Sammlung, weil ich ja auf „größer oder gleich 2 Sterne“ gefiltert habe. Sobald ich die Bearbeitung abgeschlossen habe, markiere ich das Bild grün. Auch damit verschwindet es von selbst aus der Smart-Sammlung – und könnte nun automatisch in einer anderen Smart-Sammlung erstellen, die nur grün markierte, also fertig bearbeitete Bilder enthält (z.B. als Grundlage für eine Diashow).
Besonderheiten bei Zeitangaben
Bei den Zeitangaben (Aufnahme- und Bearbeitungsdatum) gibt es die sehr praktische Option, auf Fotos zu filtern, deren Aufnahmedatum in den die letzten x Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren liegt. Man kann so einen „gleitenden“ Zeitraum definieren.
Hier musst Du aber ein bisschen aufpassen. LRC rechnet bei der Option „liegt in den letzten“ nämlich alles in Tage um. Wer also bspw. Mitte Januar die Bilder zusammenstellen möchte, deren Aufnahmedatum „in dem letzten Jahr“ liegt, bekommt nicht etwa die Fotos aus dem vergangenen Kalenderjahr, sondern die Fotos der letzten 365 Tage und wird die Fotos aus der ersten Januar-Hälfte des Vorjahres verpassen. Das Gleiche gilt für Monate (30 Tage) und Wochen (7 Tage).
Die Optionen „liegt in dieser Woche“, „liegt in diesem Monat“ und „liegt in diesem Jahr“ hingegen beziehen sich auf die aktuelle Kalenderwoche (die für LRC sonntags anfängt), bzw. den aktuellen Kalendermonat oder -jahr. Was auch immer Adobe sich dabei gedacht hat.

Was geht nicht mit Smart-Sammlungen?
Smart-Sammlungen sind ein sehr mächtiges Werkzeug, aber nicht perfekt. Die wichtigsten Einschränkungen sind aus meiner Sicht:
- Smart-Sammlungen können nicht mit der Cloud-Version von LR synchronisiert werden. Als Workaround könntest Du die Ergebnisse der Smart-Sammlung in eine normale Sammlung kopieren und diese dann mit der Cloud synchronisieren. Den Kopiervorgang müsstest Du aber jedes Mal wiederholen, wenn sich die Smart-Sammlung ändert. Es gibt ein Plugin, das diese Aufgabe automatisiert, das ich bei Gelegenheit einmal vorstellen werde („Smart Collection Sync“ von Jeffrey Friedl).
- Nicht alle Metadaten, die in LRC vorhanden sind, können mit Smart-Sammlungen ausgewertet werden. Insbesondere bei Geolocation-Daten schwächelt LRC. Man kann nur auf Bilder filtern, die GPS-Daten haben (oder nicht haben), man kann aber nicht auf bestimmte Koordinaten filtern und schon gar nicht auf einen Bereich. Auch hier versprechen Plugins Abhilfe, die ich aber noch nicht getestet habe („Anyfilter“ von John R. Ellis, sowie „Geoencoding Support“ und „Proximity Search“ von Jeffrey Friedl).
Eine Smart-Sammlung in einen anderen Katalog kopieren
Smart-Sammlungen werden im Katalog gespeichert. Wenn Du Deine Bilder in mehreren Katalogen organisiert hast und überall die gleiche Smart-Sammlung aufrufen möchtest, musst sie in allen Katalogen vorhanden sein.

Dafür gibt es die Export- und Import-Funktion: Klicke bei gehaltener <Control>-Taste auf den Namen einer bestehenden Smart-Sammlung und wähle den Menüpunkt „Smart-Sammlungseinstellungen exportieren …“. Dadurch wird an dem von Dir gewählten Ort eine Datei erzeugt, die Du mit der Funktion „Smart-Einstellungen importieren …“ in den anderen Katalog importieren kannst.
Mit dem Ex- und Import hast Du eine Kopie der Smart-Sammlung aus dem ersten Katalog erzeugt. Die beiden werden nicht automatisch synchronisiert – wenn Du in Katalog 1 etwas an der Smart-Sammlung änderst, musst Du das in Katalog 2 auch noch tun.
Nachdem wir nun wissen, wie Smart-Sammlungen zusammengestellt werden, geht es im nächsten Teil an eine richtig komplexe Aufgabe: wir verschachteln mehrere Bedingungen miteinander.